Arbeitsgruppe 1
Vorträge am Donnerstag, den 3. März 2022

Gelebte Mehrsprachigkeit an Hochschulen

„(Auch noch) Sprachen im Fachunterricht?“ Wie Lehramtsstudierende mit sprachlicher Heterogenität umgehen

Ann-Kathrin Kobelt
Universität Vechta

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
11:00 – 11:40 Uhr

Nur Deutsch im Klassenzimmer? Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler (SuS) bilden im überwiegend deutschsprachigen Unterricht längst keine Ausnahme mehr. Für die universitäre Lehramtsausbildung werden hierdurch folgende Notwendigkeiten deutlich:
  • ein Bewusstwerden und -sein Lehramtsstudierender hinsichtlich Mehrsprachigkeit (im Fachunterricht),
  • Anregungen zu selbstständigen Auseinandersetzungen mit sprachheterogenen Lerngruppen sowie
  • die Vorbereitung auf einen sprach- und sprachenfördernden Umgang mit sprachlicher Heterogenität.
Zu den Zielen eines von mir angebotenen Seminares an der Universität Vechta gehören auf Sprachen bezogene Selbstreflexionen Lehramtsstudierender naturwissenschaftlicher Bezugsfächer sowie Mathematik. Das mithin fachfremde Reflektieren über Sprachen soll dazu führen, sprachliche Heterogenität im Klassenzimmer wahrzunehmen, aufzugreifen und zu fördern (vgl. Oomen-Welke & Dirim 2013; Beese et al. 2014; Brandt & Gogolin 2016; Tajmel & Hägi-Mead 2017).
Anhand von Einblicken in die Lehr- und Lernpraxis wird der Umgang oben genannter Lehramtsstudierender mit sprachlicher Heterogenität (nicht nur) von SuS beschrieben. Anschließend werden hochschuldidaktische Implikationen diskutiert, die eine authentische, autonome sowie nachhaltige Auseinandersetzung Lehramtsstudierender mit Mehrsprachigkeit, sprachlicher Heterogenität und damit auch den Erstsprachen der SuS fördern (würden).

UNIVERSEH: Das Mehrsprachigkeitsprogramm einer Raumfahrtsuniversität

Claudia Boes, Seth Berk & Valerie Nanot
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
11:45 – 12:25 Uhr

Im September 2017 schlug Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Gründung sogenannter Europäischer Universitäten vor. Mittlerweile gibt es mehr als 40 Allianzen. Seit 2020 gehört auch die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHUD) zu einer dieser europäischen Initiativen und bildet mit der Université Fédérale Toulouse Midi Pyrénées (Frankreich), der Universität Luxemburg (Luxemburg), der Luleå tekniska universitet (Schweden) und der AGH University of Science and Technology (Polen) unter dem Namen „UNIVERSEH“ („European Space University for Earth and Humanity„) die erste paneuropäische Raumfahrtuniversität.
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist im Rahmen des UNIVERSEH-Projekts insbesondere für die Mobilität und die Vielsprachigkeit verantwortlich.
Der vorliegende Beitrag soll das Programm vorstellen und erläutern, das vom Sprachenzentrum der Studierendenakademie an der HHUD in Kooperation mit seinen internationalen UNIVERSEH-Partnern zur Vermittlung der Vielsprachigkeit unter Berücksichtigung der Vorgaben aus dem EU-Antrag entwickelt wurde. Er soll außerdem die Herausforderungen dokumentieren, die ein solches internationale Projekt in sich birgt, sowie die ersten Ergebnisse, die sich aus der Durchführung der ersten Kurse oder Seminare ergeben haben, darstellen und zur Diskussion stellen.

In September 2017, French President Emmanuel Macron proposed the foundation of so-called European Universities. There are now more than 40 alliances. Since 2020, Heinrich Heine University Düsseldorf (HHUD) also belongs to one of these European initiatives and, together with the Université Fédérale Toulouse Midi Pyrénées (France), the University of Luxembourg (Luxembourg), the Luleå tekniska universitet (Sweden) and the AGH University of Science and Technology (Poland), forms the first pan-European space university under the name “UNIVERSEH„ (“European Space University for Earth and Humanity"). Within the UNIVERSEH project, Heinrich Heine University Düsseldorf is particularly responsible for mobility and multilingualism.
This paper aims to present and explain the programme developed by the Language Centre of the Student Academy at HHUD in cooperation with its international UNIVERSEH partners to teach multilingualism, taking into account the requirements from the EU application. It will also document the challenges inherent in such an international project and present the initial results that have emerged from the implementation of the first courses or seminars and put them up for discussion.

Das Fach Multilingual Business Communication an der Universität Turku. Rahmenbedingungen, empirische Bezüge, Praxiserfahrungen

Joachim Schlabach
TU Darmstadt

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
12:35 – 13:15 Uhr

Sprachen spielen im Wirtschaftsstudium an der Universität Turku / Finnland traditionell eine große Rolle. Alle Studierende belegen Kurse in mindestens vier Sprachen. Die Wirtschaftsfakultät konkretisiert diesen Anspruch in der Beschreibung der Lernziele ausdrücklich.
Auch wenn (bislang) die meisten Sprachkurse einzelsprachlich ausgerichtet sind, so gibt es seit 2007 auch sprachenübergreifende Lernangebote. Waren das zunächst vornehmlich Pilotprojekte, die auf die Initiative von einzelnen Lehrkräften angeboten wurden, so ist es seit 2016 ein gewissermaßen eigenes Fach mit mittlerweile 6 verschiedenen plurilingualen Kursen (www.utu.fi/tse-multilingual). Alle Kurse kombinieren und zielen auf zwei bzw. drei Sprachen jeweils im Kontext der internationalen Geschäftskommunikation.
Das Fach basiert auf den Ergebnissen der Pluriling-Studie, einer mehrsprachig ausgerichteten Sprachenbedarfsanalyse im relevanten Arbeitsfeld, und orientiert sich an dem Ziel der plurilingualen Kompetenz. Wichtige Bezüge sind die Mehrsprachigkeitsforschung, wie z.B. zum multiplen Sprachenerwerb sowie Studien zu Sprachen in der internationalen Geschäftskommunikation.
Im Beitrag beschreibe ich die Rahmenbedingungen für die Genese dieses Fachs, erläutere Lernziele, Inhalte und methodische Zugänge einzelner Kurse und diskutiere Erfahrungen aus den Kursen und der Curriculumentwicklung.