Arbeitsgruppe 3
Vorträge am Donnerstag, den 3. März 2022

Mehrsprachigkeit beim Schreiben an Hochschulen

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. ? – E-Mails in einem deutsch-dänischen universitären Kontext

Anne Marie Hulgaard
University of Southern Denmark, Dänemark

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
11:00 – 11:40 Uhr

University of Southern Denmark, Sonderburg und Europa-Universität Flensburg bieten einen gemeinsamen grenzüberschreitenden Studiengang für deutsche und dänische Studierende an, der eine mehrsprachige Schreibumgebung für die Studierenden bildet.
In der Arbeit mit den Studierenden konnte ich beobachten, dass die dänischen Studierenden in der E-Mail-Kommunikation mit ihren deutschen Lehrkräften Schwierigkeiten haben, einen angemessenen deutschen Sprachton zu verwenden – im Gegensatz zu ihren deutschen Kommiliton:innen in der Kommunikation mit deren dänischen Lehrkräften. Durch Analysen von E-Mails sowie durch Interviews mit den dänischen Studierenden ergaben sich dafür drei Erklärungsversuche:
  1. Fehlendes Verständnis für das formale deutsche Höflichkeitsregister
  2. Unterschiedliche Interpretation der E-Mail als Kommunikationsmedium
  3. Identitätsfesthaltung bzw. stereotype Vorstellung von sich selbst und von den deutschen Adressat:innen
Einleitend werde ich deshalb Ergebnisse zur Relevanz kultureller Unterschiede im deutsch-dänischen universitären Kontext und zur Bedeutung dieser Unterschiede für die Textsorte E-Mail-Kommunikation für das fremdsprachliche Schreiben dänischer Studierender darlegen.
Im Hauptteil möchte ich auf die Frage der bewussten Identitätsfesthaltung der Studierenden eingehen, da die Interviews mit ihnen gezeigt haben, dass sie sich der fehlenden sprachlichen Angemessenheit bewusst sind.

Übersetzen in Zeiten allgegenwärtiger Übersetzungen

Susanne Kollmann & Ingrid Fandrych
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
11:45 – 12:25 Uhr

Sinnentstellende Übertragungen englischer Film- und Buchtitel, unpassende Übernahmen englischer Fachbegriffe und unidiomatische Reproduktionen englischer Redewendungen begegnen uns im deutschen Sprachalltag regelmäßig. Solche „Alltags-Anglizismen“ werden häufig entweder unbewusst gebildet und verwendet, gelegentlich aber auch gerade bewusst eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Beschreibungen des Phänomens der Allgegenwärtigkeit von Anglizismen und des durch sie herbeigeführten Sprachwandels finden sich in der linguistischen Fachliteratur seit Jahrzehnten, ebenso wie die Diskussion der Frage nach ihrer Bewertung.
In der Praxis des universitären Übersetzungsunterrichts geht es unter anderem um die kontrastierende Bewusstmachung idiomatischer Strukturen und Wendungen in Ausgangs- und Zielsprache. Ziel des Übersetzungsvorgangs soll ein idiomatischer Text sein. Finden sich in studentischen Übersetzungen Anglizismen, stellt sich folglich noch stärker die Frage nach dem Umgang mit ihnen. Sollen Dozierende solchen Interferenzen mit normativer Kritik oder mit kreativer Offenheit begegnen? Wo liegen die Grenzen zwischen Akzeptabilität und anzurechnendem Fehler, gerade wenn bestimmte Ausdrücke in den Medien zum Alltag der Studierenden gehören? Gibt es Kriterien, die in Unterricht und Bewertung angelegt werden können? Wo und von wem werden diese Kriterien festgelegt? Diesen Fragen soll, ausgehend von Beispielen aus Alltag und Unterrichtspraxis, nachgegangen werden.

Wissenschaftliche Artikel in der ersten Phase des Studiums

Carlos Javier Raffo, Heidi Britzius, Heinz Conti Zacherl & Micaela García Contrera
Universidad Nacional de Córdoba, Argentinien

Format: Vortrag
Donnerstag, 03.03.2022
12:35 – 13:15 Uhr

Die wissenschaftliche Textkompetenz von Studierenden am Anfang des Studiums gewinnt zunehmend an Bedeutung und bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit im Hochschulsystem. Studierende sollen wissenschaftliche Aufgaben erledigen können, z.B. wissenschaftliche Artikel recherchieren und lesen, das Gelesene auswerten und dann in eigene Texte integrieren, etc. Aus mangelnder Textkompetenz gelingt dies ihnen nicht immer: Das Lesen nimmt zu viel Zeit in Anspruch, sie können die Lesestile an ihre Ziele nicht anpassen, sie kennen die verschiedenen Textsorten nicht, usw.
Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Leseförderung bei spanischsprechenden Studierenden mit besonderem Fokus auf das Lesen deutscher wissenschaftlicher Artikel sowie die Entwicklung lernfördernder Lernmaterialien. Im Zentrum der Studie steht die Evaluation eines Forschungsprojekts, das an der Sprachenfakultät (Universidad Nacional de Córdoba, Argentinien) durchgeführt wird.
Ziel des Vortrags ist es zu untersuchen, inwiefern die Textsortenkenntnisse bzw. die sprachlichen Merkmale Einfluss auf das Leseverständnis haben und wie dies jeweils zu bewerten ist. Den Schwerpunkt des Beitrags bildet die Vorstellung erster Forschungsergebnisse zur Lernmaterialentwicklung.